FLEXI II: Ermittlung des Flexibilisierungspotenzials der Stromnachfrage von Haushalten
Dieser Bericht stellt die Ergebnisse eines Feldversuchs vor, in dem der Stromverbrauch von rund 600 Haushalten über einen Zeitraum von mehr als 3 Jahren analysiert wurde. Die Lastkurven wurden von der Société des Forces Électriques de La Goule erstellt, die rund 8.000 Haushalte im Jura versorgt. Alle Kunden von La Goule sind mit intelligenten Zählern ausgestattet, die den Stromverbrauch jede Stunde (oder sogar 15 Minuten) übertragen. Diese Daten ermöglichen eine detaillierte Analyse der Intraday-Verbrauchsmuster.
Das in diesem Projekt behandelte Thema betrifft die Lücke zwischen dem Stromverbrauch der Haushalte (der abends sein Maximum erreicht) und der Solarenergieproduktion (der Mitte des Tages sein Maximum erreicht). Um diese Lücke zu schliessen, wird unter anderem die Beeinflussung des Stromverbrauchs durch so genannte Demand Management Massnahmen betrachtet. Ziel des Projekts ist es daher, die Flexibilität des Stromverbrauchs der Haushalte zu bewerten, um festzustellen, ob die Nachfrage tatsächlich einen Teil des verfügbaren Stroms in Zeiten hoher photovoltaischer Energieerzeugung aufnehmen könnte. Dazu wurde eine “randomisierte kontrollierte Studie” mit zwei Behandlungen für mehr als ein Jahr durchgeführt. In der ersten Behandlung sahen sich die Haushalte mit einem alternativen Preissystem konfrontiert, bei dem der Strompreis zwischen 11 und 15 Uhr gegenüber dem Normalpreis um 15 Rp/kWh gesenkt wurde, während der Preis für den Rest des Tages um 4 Rp/kWh erhöht wurde. In der zweiten Behandlung sahen sich die Haushalte mit alternativen Preisen konfrontiert, die mit den gleichen Preissenkungen und -erhöhungen verbunden waren, aber die Zeiten niedriger und hoher Preise hingen von den Wettervorhersagen für das Sonnenlicht ab. Jeden Abend erhielten diese Haushalte eine SMS, in der sie über die vergünstigten Zeitfenster für den Folgetag informiert wurden, die möglicherweise von 10 bis 19 Uhr lagen. Ziel beider Behandlungen war es daher, finanzielle Anreize für die Haushalte zu schaffen, ihren Konsum auf die Tagesmitte zu verlagern.
Es wurden technische und ökonometrische Analysen durchgeführt. Im Allgemeinen scheint es, dass die Reaktionen der Haushalte relativ bescheiden waren. Während das theoretische Flexibilitätspotenzial auf durchschnittlich 17% geschätzt wird, beträgt die tatsächliche Verschiebung des Verbrauchs einige Prozentpunkte. Die Haushalte in den Behandlungsgruppen erhöhten ihren Konsum in den Niedrigtarifphasen sehr leicht, passten ihn aber in den Hochtarifphasen nicht unbedingt an. Allerdings gibt es signifikante Unterschiede in den Reaktionen der Haushalte. Es ist auch zu beachten, dass trotz der erheblichen Schwankungen der Strompreise, die durch die Anreizpreisgestaltung erzeugt wurden, die potenziellen Gewinne oder Verluste für die Haushalte höchstens einige Franken pro Monat betrugen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Reaktionen nicht sehr stark waren. Letztendlich zeigen die Projektergebnisse, dass die Steuerung der Stromnachfrage allein durch dynamische Preisgestaltung nicht unbedingt einfach sein wird. Angesichts des aktuellen Preisniveaus in der Schweiz reichen rein monetäre Anreize möglicherweise nicht aus, um das Konsumverhalten zu ändern. Andererseits scheint sich bei den Haushalten, die den Sprung wagen, in eine Solar- Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung zu investieren, eine deutlichere Veränderung des Verbrauchsverhaltens abzuzeichnen. Ohne den Netzanschluss zu unterbrechen, haben die Haushalte jedes Interesse daran, ihre erzeugte Energie so zu nutzen, dass ihre Stromrechnungen sinken. Bei den Eigentümern von Solaranlagen ist daher eine Tendenz zur Reduzierung des Verbrauchs außerhalb von PV-Produktionszeiten zu beobachten. 15.12.2018